Staatsmedien?

Wer noch daran zweifelt, ob eine SRG nötig ist, der lese den Leitartikel von Eric Gujer, Chefredaktor der NZZ, in der heutigen Ausgabe. Er ging bereits gestern online: https://www.nzz.ch/meinung/die-schweiz-braucht-keine-staatsmedien-ld.1339261

Gujers Artikel ist eine erschreckend emotionsgesteuerte Schreibe, die nur ein Ziel hat: Die eigenen wirtschaftlichen Ziele erreichen, ohne auf die Direkte Demokratie zu achten.
«Sie ist das Kind einer Zeit, in der Hitler und Stalin die neue Radiotechnik nutzten, um ihre Propaganda zu verbreiten, und ein demokratischer Staat wie die Schweiz mit dem Konzept der geistigen Landesverteidigung antwortete», schreibt Gujer. Er unterschlägt, welche Medienvielfalt damals im Gegensatz zu heute bestanden, und welche Bedeutung die SRG in der Information der Bevölkerung heute hat.

Totalitäre Worte
Gujer verwendet Worte wie ‹Staatsrundfunk› und ‹Staatsmedien›, Worte, die aus der totalitären Schatulle stammen. ‹Staatsmedien› bedeuten Medien, die von der Regierung direkt beeinflusst werden, wie in Russland und China. Das ist in der Schweiz, bei aller Kritik an der SRG, nicht der Fall. Eric Gujer weiss das. Er drückt sich absichtlich falsch aus, um seine Ziele erreichen zu können. Er macht dies unter dem Deckmantel der liberalen Logik, doch darunter prangt der Eigennutzen. Fakten nützen Gujers Anliegen nichts.

Man muss die SRG und ihr Programm diskutieren.
Es ist richtig zu hinterfragen, ob die Sendervielfalt notwendig ist, ob ‹Virus›, ‹Radio Swiss Pop› und Formel 1 zum Auftrag gehören. Ich finde es falsch, dass eine Admeira (Werbeplattform von Ringier, Swisscom, SRG) gegründet wurde, gegründet werden konnte. Doch darum geht es bei ‹nobillag› nicht: Wir stimmen darüber ab, ob es die SRG überhaupt noch geben soll oder nicht. Der Initiativtext ist präzis:

3 Der Bund versteigert regelmässig Konzessionen für Radio und Fernsehen.
4 Er subventioniert keine Radio- und Fernsehstationen. Er kann Zahlungen zur Ausstrahlung von dringlichen amtlichen Mitteilungen tätigen.
5 Der Bund oder durch ihn beauftragte Dritte dürfen keine Empfangsgebühren erheben.
6 Der Bund betreibt in Friedenszeiten keine eigenen Radio- und Fernsehstationen.

Journalistische Qualität
Eric Gujer ist offensichtlich der Meinung, die SRG gehöre abgeschafft. Es ist sein Recht, seine Meinung in einem Kommentar zu vertreten. Die Art und Weise, wie er das tut, widerspricht journalistischer Sorgfalt. Er klammert, ich muss annehmen, bewusst wesentliche Leistungen der SRG aus, er nennt Halbwahrheiten zur SRG und unterschlägt, dass über 2.5 Mio. SRF-Radio hören und die SRG alle Landesteile und Landessprachen abdeckt.

René Scheu wird vorgeworfen, er habe das NZZ-Feuilleton nach rechts rutschen lassen. Möglich, man mag die Inhalte oder nicht, doch sind sie auf einem journalistischen Niveau, das der NZZ entspricht. Das Niveau von Eric Gujers Artikel ist grauenhaft, eines, das wir uns nicht einmal von der Weltwoche gewöhnt sind. Jedenfalls ist die Qualität jedes ‹Echo der Zeit› auf Radio-SRF wesentlich gehaltvoller, als die Schreibe des Chefredaktors der NZZ.

Über pstaempfli

Unternehmer mit besonderem Interesse für Unternehmenskultur und Unternehmens- und Verbandskommunikation. Mitinhaber von Stämpfli Gruppe Bern: Auch bei Fokus Bern zu finden:
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4 Antworten zu Staatsmedien?

  1. Pesche Leu schreibt:

    Danke, Peter Stämpfli, für diese klaren Worte! Gujers Leit- besser Leid-Artikel ist unterste Schublade. Wenn ich aber die Kommentare in den Medien und insbesondere im Facebook lese, so scheint der beängstigend viele Gesinnungsgenossen zu haben. Ich fürchte, dass die unselige Initiative angenommen wird. Wir dürfen alle nicht nachlassen mit aufklären, überzeugen, warnen!

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  2. Peter Isenegger schreibt:

    Danke Peter Stämpfli

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  3. Pingback: NoBillag oder Billag? – rueegger.me

  4. Therese Stolze schreibt:

    Danke für die prägnante Entlarvung von Gujers US-amerikanisch beeinflusster Propaganda. Ob er das alles tatsächlich selber glaubt oder es nur so formuliert, um solche, die wenig davon verstehen, zu beeinflussen? Egal, er hat gezeigt, dass er unsolidarisch ist und es nicht verdient, dass seine unbedarften Texte auf einer Frontseite publiziert werden.

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