Mehr als nur Beschaulichkeit
Der Kanton Bern hat mehr zu bieten als schöne Landschaften mit beschaulichen Dörfern und einer imposanten Bergkulisse. Bern ist der grösste Industriestandort der Schweiz mit erfolgreichen Unternehmen in allen Regionen. Das ist ein wesentlicher Grund, dass die schweizweit tätige Stämpfli Gruppe wachsen kann.
Mit dem Kanton Bern verbinden viele nur die Begriffe „Landwirtschaft“ und „Verwaltung“. Das ist nicht ganz falsch, ist doch Bern der grösste Agrarkanton der Schweiz. Rund 37‘000 Menschen arbeiten auf dem Feld und im Wald. Das wird zunehmend zum Standortvorteil, da gesunde Nahrungsmittel rasch an Bedeutung gewinnen. Auch die öffentliche Verwaltung ist mit insgesamt 38‘000 Beschäftigten insbesondere in der Region Bern-Mittelland ein wichtiger Arbeitgeber und leistet einen wesentlichen Beitrag an die Wirtschaftskraft des Kantons und für die ganze Schweiz. Da die öffentliche Verwaltung und die staatsnahen Betriebe teilweise steuerbefreit sind, tragen sie allerdings kaum zur Finanzkraft des Kantons bei.
Mehr Industriebeschäftigte als Zürich
Bedeutender als Landwirtschaft und Verwaltung ist für den zweitgrössten Kanton der Schweiz die Industrie. Mit insgesamt 89‘000 Stellen zählt Bern mehr Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe als die Kantone Zürich (88‘000), Aargau (68‘000) und St. Gallen (65‘000).
KMU dominieren
Die Industrielandschaft ist geprägt von kleinen und mittleren Unternehmen. Mit Ausnahme der weltgrössten Uhrenherstellerin Swatch Group, des Kunstoffkonzerns Rehau und der Einkaufs- und Managementgesellschaft der Intersport-Gruppe, der IIC-International Corporation, haben in Bern keine grossen internationalen Unternehmen ihre Zentralen. Dafür finden sich zahlreiche mittelgrosse Unternehmen, die in ihren Märkten sehr erfolgreich und zum Teil Weltmarktführer sind – wie zum Beispiel der Langenthaler Textilhersteller Lantal oder der Bieler Spezialist für Velospeichen DT Swiss. Internationale Unternehmen wie eBay, 3M und CEMEX haben ihre Regionalsitze im Kanton Bern und IT-Konzerne wie T-Systems und SAP ihre Schweizer Tochtergesellschaften.
Industrie auf dem Land
Namhafte Industriebetriebe finden sich in allen Regionen des Kantons. Auch dort, wo man sie am wenigsten vermutet. Im idyllischen Trubschachen im hinteren Emmental haben gleich zwei angesehene Firmen ihren Sitz: der Biscuithersteller Kambly und der innovative Drahtseilproduzent Jakob. Einige Täler weiter in Wasen bei Sumiswald stellt die weltweit erfolgreiche PS Swiss Tools Werkzeuge her. In Sumiswald selber fabriziert die Moser-Baer die unverkennbare Schweizer Bahnhofsuhr mit dem roten Sekundenzeiger. Im ländlichen Schwarzenburg südwestlich von Bern ist Gilgen Door Systems daheim, die automatische Türsysteme für den Weltmarkt produziert. Im Kandertal stellt die Wandfluh am Rand von Frutigen Hydraulik-Ventile und Elektronik her.
Schwerpunkt im Norden
Schwerpunktmässig ist die Berner Industrie im nördlichen Kantonsteil angesiedelt. Im französischsprachigen Berner Jura arbeitet fast die Hälfte der Beschäftigten (48%) im zweiten Sektor. In den Regionen Biel, Emmental, Oberaargau und Seeland sind es jeweils zwischen 33 und 38 Prozent. Im Berner Jura und Biel dominieren die Branchen Uhren und Metall. Weltbekannte Marken wie Omega, Longines, Rado und Rolex werden im Kanton Bern hergestellt. Wichtig sind nicht nur die Uhrenhersteller selber, sondern auch ihre Zulieferer. Im Oberaargau ist der klassische Maschinenbau von grosser Bedeutung, für den rund 10 Prozent der Beschäftigten arbeiten. Neben dem bekannten Bauausrüster und Maschinenhersteller Ammann in Langenthal sind hier hochspezialisierte Maschinenbauer wie Bystronic in Niederönz und Max Daetwyler in Bleienbach sowie der Flyer-Hersteller Biketec aus Huttwil ansässig. Eine Oberaargauer Spezialität ist die Design-Branche mit Namen wie Création Baumann, Lantal, Ruckstuhl oder Girsberger. Mit Firmen wie Fritz Studer, Ruag, Rychiger und Schleuniger ist die Region Thun ein besonders bedeutender Standort des Maschinenbaus in der Schweiz.
Präzisionsindustrie und Medizintechnik
Von grosser Bedeutung sind die beiden miteinander eng verwandten und wachstumsstarken Branchencluster Medizintechnik und Präzisionsindustrie. Die Präzisionstechnik baut auf der langen Tradition der Uhrenindustrie im Kanton auf. Die Zulieferer der Uhrenhersteller haben sich im Laufe der Jahre stark diversifiziert und sind heute auch in der Automobiltechnik, der Medizintechnik, der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie in der Energie- und Umwelttechnik tätig. Zu den bekannten Namen zählen Adval Tech in Köniz, Feintool in Lyss, Mikron in Nidau und Schaublin in Bévilard. An die 55’000 Personen arbeiten in den Firmen dieses Clusters.
Starkes Wachstum
Die Medizintechnik ist ein äusserst erfolgreicher Ableger des Clusters Präzisionstechnik. Rund 280 Hersteller mit insgesamt rund 7‘000 Beschäftigten gibt es heute im Kanton Bern. Im weiteren Sinne zählen zu diesem Cluster auch die Pharma- und Biotechunternehmen. Die Medizintechnik ist ein ausgesprochenes Wachstumsgebiet: Die Zahl der Beschäftigen ist in den letzten Jahren um rund 20 Prozent gewachsen. Bekannt sind der rasant wachsende Blutplasma-Hersteller CSL Behring in Bern, der Impfstoffhersteller Crucell in Thörishaus, der Zahnimplantate-Spezialist Straumann in Villeret und der Produzent von Injektionssystemen für Diabetiker Ypsomed in Oberburg bei Burgdorf. Die Unternehmen der Präzisionsindustrie und der Medizintechnik sind ausgesprochen exportorientiert. Rund vier Fünftel der Produktion findet im Ausland ihren Absatz.
Bildung als Basis für Erfolg
Die Basis für die Wettbewerbsfähigkeit der Berner Industrie ist das Bildungssystem. Die Gewerblich-industrielle Berufsschule Bern ist die grösste Berufsschule der Schweiz. Sie bietet Ausbildungsgänge in mehr als 60 Berufen an. Weitere Berufsschulen finden sich in allen Regionen des Kantons. Nicht überraschend weist der Kanton denn auch schweizweit eine der höchsten Abschlussquoten auf Sekundstufe II aus. Mehr als 95 Prozent der Jugendlichen schliessen mit einem Lehr- oder Maturadiplom ab. Als einer der wenigen Kantone verfügt Bern zudem über eine Universität mit rund 15‘000 und eine Fachhochschule mit 6‘500 Studierenden. Der Wissens- und Technologietransfer zwischen den beiden Hochschulen und der Wirtschaft ist gut entwickelt. In der Industriestadt Biel wird in den kommenden Jahren ein Campus Technik der Berner Fachhochschule entstehen. Am selben Standort soll auch der Swiss Innovation Park realisiert werden.
Stabile Wirtschaft
Die breit diversifizierte Struktur Berns trägt zu einer stabilen Entwicklung der Wirtschaft bei. Die Erwerbsquote ist hoch, und die Arbeitslosigkeit liegt seit Jahren deutlich unter dem schweizerischen Mittel. Neben der Industrie und der Verwaltung ist das Gesundheits- und Sozialwesen mit insgesamt rund 70‘000 Beschäftigten von grosser Bedeutung. Zusammen mit den Kantonen Graubünden und Wallis ist Bern zudem einer der grossen Tourismuskantone.
Wirtschaftsstark trotz grosser regionaler Unterschiede
Der Kanton Bern belegt im Kantonsvergleich den 8. Rang bei der Wirtschaftsleistung pro Kopf. Dies, obwohl es innerhalb des Kantons grosse Unterschiede gibt. Im Standortqualitätsranking der Credit Suisse belegt die engere Region Bern mit dem 19. Rang unter den 110 Schweizer Regionen einen Spitzenplatz und ist damit nach Nyon die attraktivste Region ausserhalb des Grossraums Zürich. Die peripheren Regionen des Kantons wie das obere Emmental, grosse Teile des Berner Oberlands und des Berner Juras finden sich hingegen im hinteren Teil des Rankings. Die Wirtschaftsstrategie 2025 will die Wirtschaftskraft des Kantons weiter stärken. Bei der Umsetzung dieses Ziels setzt die Politik auf bereits vorhandene Stärken. Eine besondere Rolle spielt dabei Cleantech: Bern soll in den nächsten Jahren zum wichtigsten Standort von Cleantech in der Schweiz werden. Das Know-how dazu haben die zahlreichen in diesem Gebiet tätigen Unternehmen und die Hochschulen.
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