Gastkolumne von Daniel Eckmann
Die FIFA unter ständigem Korruptionsverdacht
Am 6. August hat SRG-Ombudsmann Achille Casanova eine Beschwerde teilweise gutgeheissen. Von der Fifa produzierte Beiträge mit reinem PR-Charakter müsste als solche deklariert werden. SRF bat Daniel Eckmann für den Newsletter vom 3.9. um einen Kommentar. Achille Casanova hat seiner Meinung nach absolut richtig entschieden. Mehr noch – aber man lese selber…
Wer sagt, im Weltfussball laufe es wie geschmiert, hat Recht! Der Hang der Fifa zu Kartellen, Korruption und diktatorischem Gehabe ist legendär. Das macht auch nicht vor Manipulation und Zensur halt. So war die Fifa an der WM in Brasilien mit 36 eigenen Kamerateams
unterwegs, schottete journalistisch wichtige Zugänge ab und bestimmte die Regie. Gezeigt wurde, was gezeigt werden wollte. Unpassendes wurde weggeblendet. Das Publikum soll Jubel sehen. Werbekunden und Sponsoren erhalten ein keimfreies Set. Da ist SRG-Ombudsmann Achille Casanova zuzustimmen, wenn er festhält, dass Fifa-Produkte als solche deklariert werden müssen. Und SRF-Sportchef Urs Leutert ist zuzustimmen, wenn er warnt, dass „der Trend zur totalen Kontrolle einen problematischen Punkt“ erreicht hat. Die Fifa bestimmt die Inhalte, legt die Regeln fest und foutiert sich um die Medienfreiheit. Im Käuflichen sieht der Verband das Weltmännische, in der Zensur das Logische und im Journalistischen das Lästige. Erstaunlich, dass es im grossen Netz der globalen Rechtsregeln den Ombudsmann eines kleinen Landes braucht, damit wenigstens jemand aufmuckt.
Es braucht wenig Phantasie, um herauszufinden wie die Fifa dazu kommt, Weltmeisterschaften in die Sandwüste nach Katar zu vergeben und warum Putin nach den olympischen Spielen nun auch noch zu einer Fussball-WM kommt. Erst noch berichtete die NZZ unter dem Titel „Die Fifa und die Korruption“, dass in den letzten drei Jahren ein Drittel der Mitglieder des Exekutivkomitees ihre Sessel im Schatten trüber Affären habe räumen müssen. Passiert ist ihnen nichts. Und für was wohl hat der Fifa-Präsident innert Kürze seinen praktisch frei verfügbaren finanziellen Honigtopf von 14 auf 800 Millionen verfünfzigfacht? Das frage nicht ich, das haben Medien recherchiert. Kurz: Das präsentierte Set mag keimfrei sein, das weite Vorfeld ist es nicht. Und kaum ertönt der Ruf, die nächste WM nicht just in Russland zu machen, schallt es zurück, Sport und Politik hätten nichts miteinander zu tun. Für wie blöd hält uns Sepp Blatter eigentlich? Wie wenn Putin sportliche Spiele auch nur für einen einzigen nicht-politischen Zweck ins Land holte.
Weil hier von einem Fifa-Fall die Rede ist, sei gesagt, dass das Internationale Olympische Komitee um nichts besser ist. Und dass sich unser politisches Spitzenpersonal kleinmütig versteckt, wenn es gälte, endlich Flagge zu zeigen (es sei denn, man könne sich für einmal im Schwenkbereich der Kameras im Medaillenglanz sonnen). Noch immer kennt die Schweiz keine Norm gegen den Sportbetrug und noch immer klammert unser Korruptionsstrafrecht munter bestechende und bestochene Angehörige von internationalen Sportdachverbänden mit Sitz in der Schweiz ausdrücklich aus. Unglaublich! Ausser dem Ombudsmann scheint niemand genau hinschauen zu wollen. Es sei denn, der Tag komme, an dem die Sponsoren nicht mehr mitmachen. Denn wenn Werte, die sie als Unternehmer gegen innen und aussen vertreten, frontal mit den Praktiken der Fifa oder des IOC kollidieren, gerät ihre Reputation in Gefahr. Korruption und Machtmissbrauch sind eben nicht keimfrei, sondern ansteckend.
Deshalb ist gut, dass sich wenigstens die Medien – und mit ihnen Achille Casanova und Urs Leutert – in Richtung Transparenz bewegen. Das sind zwar nur kleine Schritte. Aber es sind erste Schritte – und diese sind bekanntlich die wichtigsten!