Bern – wichtiger Medizinalstandort

Der Kanton Bern ist ein bedeutender Medizinalstandort von internationalem Rang.

Ein Universitätsspital für die Spitzenmedizin, eine medizinische Fakultät für Lehre und Forschung, ein Netz von Regionalen Spitalzentren mit Angeboten der Grundleistungen für die Bevölkerung in allen Regionen, starke privat geführte Spitäler, Ausbildungsangebote auch für alle nichtuniversitären Gesundheitsberufe von der Berufslehre über die Höhere Fachschule bis zur Fachhochschule und last but not least ein breiter Fächer mit Unternehmungen im Bereich der Medizinaltechnik: Das sind die charakteristischen Merkmale eines starken Versorgungs-, Forschungs- und Wertschöpfungssystems Medizin Kanton Bern. Insgesamt rund 90‘000 Leute arbeiten in den Bereichen Gesundheits- und Sozialwesen, Medizinaltechnik und Pharma, die sich in den letzten Jahren verändert und weiterentwickelt haben. So sieht die Spitallandschaft heute auffallend anders aus als zur Jahrtausendwende und die Zahl der Arbeitsstellen in der Medizinalbranche ist in den letzten Jahren um rund 20 Prozent gestiegen. Zudem läuft zurzeit eine einschneidende Veränderung in der Agglomeration Bern. Die «Insel» als Universitätsspital und die Spital Netz Bern AG als Anbieter von Leistungen der Grundversorgung haben sich unter dem Projektnamen «Stärkung des Medizinalstandorts Bern» zusammengeschlossen.

«Insel» mit Ausstrahlung

Das Flaggschiff des bernischen Spitalwesens ist die «Insel», eines der fünf Universitätsspitäler der Schweiz. Hier sind die Spitzenleistungen der Medizin konzentriert. Seine Leistungen sind national und international anerkannt. Es trägt auch dazu bei, dass sich mehr Patientinnen und Patienten aus anderen Kantonen in Bern behandeln lassen, als bernische Bewohnerinnen und Bewohner in Spitäler anderer Kantone gehen. Die «Insel» ist nicht nur für das schweizerische Gesundheitswesen, sondern auch für die bernische Volkswirtschaft von grosser Bedeutung. Dies zeigen die nachfolgenden Zahlen: Die Bruttowertschöpfung beträgt rund 1,6 Milliarden Franken pro Jahr, 7000 Mitarbeitende behandeln und betreuen rund 38‘000 stationäre und mehr als 260‘000 ambulante Patientinnen und Patienten jährlich.

Als Universitätsspital ist die «Insel» mit der Medizinischen Fakultät sowie der Philosophisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern eng verbunden. Die Ausbildung der Studierenden, die Förderung des akademischen Berufsnachwuchses, die Forschung und Entwicklung sind die Kernaufgaben der Universität. Rund 1850 Studierende absolvieren zurzeit das Medizinstudium in Bern. Die medizinische Fakultät beschäftigt mehr als 1100 Mitarbeitende, davon 57 ordentliche und 20 ausserordentliche Professorinnen und Professoren. Das Inselspital sowie die Universität Bern und die Fachhochschule sind gemeinsam ein zentraler Innovationsmotor für die Region Bern und die ganze Schweiz.

Zwei Player wachsen zusammen

Die beiden grössten Player im bernischen Spitalwesen wachsen zusammen. Das Inselspital mit seinen Leistungen in der Spitzenmedizin und die Spital Netz Bern AG mit seinen Akutspitälern Bern-Tiefenau, Bern-Ziegler, Aarberg, Münsingen und Riggisberg für die Grundversorgung werden unter einem Dach geführt. Die beiden Unternehmungen beschäftigen zurzeit rund 9800 Mitarbeitende.

Die Umsetzung läuft und dürfte im Verlauf dieses Jahres abgeschlossen sein. Anschliessend soll der Zusammenschluss bis Ende 2016 konsolidiert werden. Bereits in der Projektphase sind die beiden Spitalunternehmungen von je einem personell identisch besetzten Verwaltungsrat geführt worden. In der Zwischenzeit hat eine einheitliche Geschäftsleitung im Rahmen einer Management AG ihre Arbeit aufgenommen. Da die Trägerschaft der «Insel» eine Stiftung ist, musste für einen möglichst raschen Zusammenschluss eine Lösung gefunden werden, die dem Stiftungsrecht entspricht. Diese Geschäftsleitung ist zurzeit daran, die erforderlichen Betriebskonzepte zu erarbeiten. Schliesslich müssen das medizinische Kerngeschäft, die entsprechenden Querschnittfunktionen sowie die weiteren betrieblichen Supportfunktionen organisatorisch zusammengeführt werden.

Unter dem Titel «Stärkung des Medizinalstandortes Bern» hat der Kanton dieses Projekt 2009 gestartet. Die in der Zwischenzeit eingeführte neue Spitalfinanzierung und der härter werdende Konkurrenzkampf unter den Spitälern der ganzen Schweiz waren für den Kanton der Auslöser, die beiden grössten Gesundheitsversorger für die Veränderungen zu rüsten. Neben dem öffentlich getragenen Spitalangebot besteht in der Agglomeration traditionsgemäss ein grosses Angebot an Spitaldienstleistungen in privat geführten Betrieben. Heute sind es mit der Lindenhofgruppe und der Hirslanden-Gruppe zwei grosse Anbieter mit je drei Spitalstandorten. In den sechs Spitälern sind insgesamt rund 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Zudem sind in den beiden Gruppen insgesamt rund 600 Belegärzte tätig.

Verankerung in den Regionen

Aber auch die somatische Grundversorgung und damit die Spitallandschaft in allen Regionen des Kantons haben sich verändert. Die Zeit der Mentalität «Jedem Täli sein Spitäli» gehört längst der Vergangenheit an. Aus der kleinstrukturierten Spitallandschaft mit mehr als 30 Regional- und Bezirksspitälern sind in der Zwischenzeit im Kanton Bern sechs Spitalregionen mit je einem Regionalen Spitalzentrum (RSZ) entstanden. Für die Grundversorgung in der Subregion Berner Jura ist das Hôpital du Jura bernois mit den zwei Standorten Moutier und St. Imier zuständig. Mit der seit 2007 eingeführten Struktur will der Kanton einerseits die Wirtschaftlichkeit verbessern, andererseits die Qualität steigern. Bei grösseren Einheiten steigen auch die Fallzahlen, was zur Steigerung und Sicherung der Qualität beiträgt.

Mit der RSZ-Gründung hat sich auch die Trägerschaft geändert. Die RSZ sind in Aktiengesellschaften organisiert. Dabei ist der Kanton Allein- oder zumindest Mehrheitsaktionär. Die RSZ-Verwaltungsräte bestimmen selbständig, an welchen Standorten sie die vom Kanton im Rahmen der Versorgungsplanung zugewiesenen Leistungen erbringen wollen. Mit Ausnahme von Biel führen die RSZ ihre Angebote an mehreren Standorten. Die grösste RSZ-Arbeitgeberin ist die Spital Netz Bern AG mit rund 2‘800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In den ländlichen Regionen sind die Spitäler vielfach die grösste Arbeitgeberin. Insgesamt arbeiten rund 9000 Frauen und Männer in einem der sechs RSZ oder im Hopital du Jura bernois.

Bedeutende Medizinaltechnik

Der Kanton Bern hat nicht nur ein breites Angebot an Spitalleistungen, er gehört auch zu den wichtigen Medizinaltechnik-Standorten der Schweiz. Im Kanton Bern sind Unternehmungen und Institutionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette angesiedelt. Beispiele dafür sind Ypsomed, Haag-Streit, Bernafon, Straumann oder Bien-Air. Ebenfalls im Kanton Bern ansässig sind Pharma- und Biotechunternehmen wie Galenica, GlaxoSmithKline und Kimberly-Clark. CSL Behring ist eines der weltweit führenden Unternehmen, welches auf die Herstellung von Plasmaprodukten spezialisiert ist und mehr als 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Einige wichtige Kennzahlen: 280 Medizintechnikunternehmen, davon 175 Hersteller und Zulieferer, rund 7000 Arbeitsplätze inkl. Zulieferer, Jahresumsatz von rund 2,7 Milliarden Franken und ein Exportanteil von rund 70 Prozent.

Wichtige Vernetzung

Bereits 1997 wurde der heutige Medical Cluster, eine Netzwerkorganisation für Medizintechnikunternehmen, im Kanton Bern gegründet. Der Medical Cluster vereint Hersteller, Zulieferer, Dienstleistungs-, Forschungs- und Entwicklungsunternehmen entlang der Wertschöpfungskette in der Medizintechnik. Der Medical Cluster ist in der ganzen Schweiz tätig und ist auch für ausländische Unternehmen offen. Heute zählt der Verein über 360 Unternehmen aus der ganzen Schweiz und aus dem Ausland. Diese Vernetzungsplattform soll den Austausch zwischen Praxis und Theorie intensivieren. Neben den wichtigen Kontakten zur Industrie unterhält die Berner Medizintechnik auch enge Kooperationen mit den beiden ETH-Standorten in Zürich und Lausanne, dem Swiss Institute for Computer Assisted Surgery in Delémont, der Kantonalen Ethikkommission oder der Kommission für Technologie und Innovation KTI. Der Medical Cluster ist zudem wichtiger Partner der Berner Fachhochschule und der Universität Bern in der Aus- und Weiterbildung auf den Gebieten Medizintechnik und Medizininformatik.

Ein Universitätsspital, die Universität Bern, die Fachhochschule, Regionale Spitalzentren, Unternehmungen der Medizinaltechnikbranche und ein Medical Cluster: Das ist ein erfolgreiches Netzwerk mit einer festen Verankerung in der Wirtschaft des Kantons Bern und einer Ausstrahlung weit über die Kantonsgrenzen hinaus.

 Dieser Artikel ist im März 2014 in der Finanzzeitschrift PRIVATE erschienen. Danke an Dr. Norbert Bernhard, dass er hier erneut aufgeführt werden kann.

Über pstaempfli

Unternehmer mit besonderem Interesse für Unternehmenskultur und Unternehmens- und Verbandskommunikation. Mitinhaber von Stämpfli Gruppe Bern: Auch bei Fokus Bern zu finden:
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