Wer wissentlich mit Korrupten Geschäfte betreibt, macht sich mitschuldig. Solches ist der Schweiz unwürdig.
Russlands Gesellschaft ist geprägt durch Oligarchen mit Milliardenvermögen. Roman Abramowitsch, beim Mauerfall 23 Jahre alt, investierte alleine in den FC Chelsea mehrere Milliarden (Quelle: TA-Media). Da fragt sich, wie das materiell und politisch rückständige Russland, das vor 1989 keine privaten Vermögen kannte, in so kurzer Zeit so viele Milliardäre hervorbringen konnte. Sie besitzen bedeutende Unternehmen, die auch in der Schweiz angesiedelt sind. Ihre Steuern nehmen wir gerne, und Schweizer Unternehmen und Persönlichkeiten profitieren von gemeinsamen Geschäften, wissend, dass die riesigen Vermögen nicht nur auf redliche Weise zustande gekommen sein können. Wer wissentlich mit Korrupten Geschäfte betreibt, macht sich mitschuldig.
Russland hat «Sotschi» politisch missbraucht und korrumpiert. Das steht im Gegensatz zum Schweizer Rechts- und Politverständnis, von denen das IOC, aber auch die FIFA profitieren. Doch diese Verbände schauen bei der Korruption nicht nur weg, sie stehen im Verdacht, selber korrupt zu sein. Weshalb können sie in der Schweiz strafrechtlich nicht verfolgt werden? Themenwechsel. Unser Parlament hat die Bestimmungen für die Waffenausfuhr gelockert. Es können nun Regierungen beliefert werden, die ihre Bevölkerungen unterdrücken. Die Schweiz hat ein Freihandelsabkommen mit China abgeschlossen, das für unsere Wirtschaft, also für uns alle, von grosser Bedeutung ist. Doch China hält die Menschenrechte nicht ein. Alle diese Fälle, und noch viele mehr, gehen uns Bürgerinnen und Bürger etwas an. Sie müssen uns kümmern. Ich akzeptiere, dass es meine ideale Welt nie geben wird. Doch ich kann daran arbeiten und Einfluss nehmen, indem ich Politiker unterstütze, die meine Meinung vertreten, oder indem ich andere Politiker via Social Media oder im persönlichen Gespräch auffordere, ihre Entscheide zu erläutern. Durch unsere Stellungnahmen können wir Bürgerinnen und Bürger den Druck aufrechterhalten, damit in der Wirtschaft und der Politik mehr als nur der finanzielle Profit gilt. Ich bin gegen die Lockerung der Waffenausfuhr. Wer sein Unternehmen auf Kosten der Menschenrechte baut, wird in einem freien Land langfristig scheitern. Ich bin für das Freihandelsabkommen mit China, denn hier kann die Schweiz immer wieder darauf aufmerksam machen, dass die Menschenrechtsfrage ungelöst ist: Stete Tropfen erzielen Verbesserungen. Waffen für Länder mit unterdrückenden Regierungen sind hingegen eine Katastrophe. Zornig macht mich, dass Schweizer Banken entgegen allen Beteuerungen Gelder von Oligarchen und Autokraten entgegennehmen; auch Mafiagelder werden willkommen sein. Brächte ich selber Millionen auf meine Bank, würde gegen mich zu Recht wegen Geldwäscherei ermittelt. Doch wenn ein fremder Staatspräsident dies tut, gehört das zum Geschäft. Spät wurden die in der Schweiz angelegten Vermögen der Familie Janukowitsch blockiert. An einem Anlass darauf angesprochen, weshalb die Gelder nicht viel früher gesperrt wurden, verlor sich Bundesrat Schneider-Ammann in Sätzen ohne Sinn. Der Eindruck verfestigte sich, dass nicht hingeschaut wird, weil die Einkünfte aus Geschäften mit korrupten Grössen zu bedeutsam sind. Geldverdienen ohne ethische Grundlage ist unserem Land unwürdig. Gerade weil wir in einem freien System leben, ist es unsere Pflicht, hinzuschauen und unseren persönlichen Beitrag zu ethisch vertretbaren Lösungen zu leisten – jeden Tag, immer wieder.
Als Kolumne veröffentlicht in der Berner Zeitung, 12.04.2014.
dem ist nichts hinzuzufügen.
kommen aber mit „hinzuschauen“ an kein ende. was uns aber nicht davon abhalten sollte.
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