Leitartikel „Die Marginalie“, Hauszeitschrift Stämpfli Gruppe Bern, Nr. 2/2008. http://www.staempfli.com
Man kann den Dingen nicht eine ihnen fremde Logik aufzwingen, und erst nicht den Menschen. Sonst vergewaltigt man sie. Sie sind dann zerbrochen, auch die Dinge.
Uwe Timm, «Der Schlangenbaum»
Lassen Sie es mich plakativ beschreiben: Ich halte nichts von Unternehmern und Managern, deren einziges Ziel es ist, Firmen zu kaufen, sie zu schmücken und teurer zu verkaufen. Das sind Spekulanten, die nur sich selber dienen. Schmarotzer ohne volkswirtschaftlichen Nutzen, dafür aber mit erheblichem Schadenspotenzial. Mit ihrem Verhalten untergraben sie das Vertrauen der Arbeitnehmenden in die Unternehmensführung. Spekulant: Das war früher ein Schimpfwort, heute ist es ein Beruf, dem in den Medien grösste Beachtung geschenkt wird.
Ich meine dabei nicht die Unternehmer und Manager, deren Ziel es ist, gefährdete Unternehmen zu kaufen und sie in langfristigem Interesse weiterzuentwickeln, sie als gesunde, gestärkte Unternehmen später zu verkaufen. Hier wird ein messbarer Nutzen erzielt, der die Volkswirtschaft stärkt und der Arbeitsplätze erhält.
Ich halte nichts von Menschen, deren einziges Ziele es ist, durch rasche Börsengeschäfte möglichst reich zu werden. Auch sie sind Schmarotzer, die davon leben, dass andere arbeiten. Wer mir vorwirft, dass ich die Finanzwelt, die Tatsachen der Gegenwart halt nicht verstehe, der hat Recht. Die Finanzkrise zeigt, dass ich nicht der einzige bin, der die unglaublichen Transaktionen, Termingeschäfte, die Finanzgeschäfte mit den Finanzgeschäften nicht überblickt. Und schon gar nicht verstehe ich, dass es immer wieder Menschen gibt, die, bestens ausgebildet und in überaus verantwortungsvollen Positionen stehend, an den immerwährenden Aufstieg, an eine nie enden wollende Wertvermehrung glauben, wie die Finanzjongleure mit ihren Subprime-Papieren.
Ich halte es mit der Natur. Alles bewegt sich wellenförmig. Was wächst, schrumpft und wächst wieder. Was blüht, stirbt ab und erblüht neu. Die Jahreszeiten wechseln sich ab, die Temperaturen schwanken. Nichts ist abrupt, nichts auf kurzfristigen Erfolg ausgelegt. Veränderungen erfolgen über lange Zeit. Das ist in einem Unternehmen nicht anders. Die erfolgreichen Unternehmen sind nicht die, die mit „sensationellen“ Börsengeschäften über Wasser bleiben. Nicht kurzfristiges Erfolgsdenken, sondern langfristiges Wirken ist entscheidend, für eine positive Entwicklung über viele Jahre hinweg. Das ist keine neue Erkenntnis, aber eine, die gerade heute wieder angemahnt werden muss. Leider.